Museo Nazionale, Florenz

An der Via del Proconsolo in Richtung des Piazza San Firenze steht mit dem Palazzo del Bargello der älteste der Florentiner Stadtpaläste. Heute dient das imposante Gebäude als Museum und präsentiert Teile der Sammlung der Medici-Familie – Das so genannte Museo Nazionale del Bargello ist das zweitwichtigste Skulpturenmuseum von Florenz.

Durch die massive, von nur wenigen Fenstern durchbrochene Fassade und den Zinnenkranz mit den zinnenbekrönten Turm erinnert das Haus an einen mittelalterlichen Burgbau. Heute gilt der Bargello als eines der schönsten Beispiele der profanen Palastarchitektur des Mittelalters.

David von Donatello im Museo Nazionale

Anno 1255 begann der Bau des Palastes für den Capitano del Popolo genannten Vorsitzenden des primo popolo. Diese von Florentiner Bürgern gegründete Regierung wollte mit dem Palast ein Denkmal für den Sieg über den Adel setzen. Nach dem Abschluss der Konstruktionsarbeiten wurde das Gebäude als Versammlungsort für den Rat genutzt, später hatten die Gerichtsbehörde und der Bargello genannte Polizeihauptmann hier ihren Sitz.

Heute beherbergt der Palazzo del Bargello das Museo Nazionale, in dem seit anno 1859 die berühmte Florentiner Skulpturensammlung mit Werken von Michelangelo, Donatello, Andrea del Verrocchio und Benvenuto Cellini untergebracht ist.

Die Besichtigungstour durch das Museo Nazionale del Bargello startet bei den plastischen Werken von Michelangelo in der großen Erdgeschosshalle. Im Zentrum des Interesses steht mit dem anno 1497 realisierten Trunkenen Bacchus eine der frühesten Skulpturen von Michelangelo. Die Figur stellt den Bacchus genannten griechischen Gott des Weines dar. Betrachtet man Bacchus genau, so scheint er unter dem Einfluss des Weines leicht zu schwanken. Michelangelo wagte es demnach, die griechische Gottheit nicht in der üblichen heroischen Pose, sondern in einem Moment der Schwäche darzustellen.

Blick auf den zinnengekrönten Palazzo del Bargello

Das Tondo Pitti genannte Relief "Madonna mit dem Kind und dem Johannesknaben" zeigt die Jungfrau Maria mit derben, männlichen Gesichtszügen und einem prophetisch in die Ferne schweifenden Blick. Weitere Figuren von Michelangelo sind die im Jahr 1540 konstruierte Marmorbüste des "Brutus" und die Figur des "Apollo" von anno 1530.

Im rechten Teil des Saales sind Werke von Benvenuto Cellini und Giambologna ausgestellt. Der an der Eingangswand angebrachte bronzene Kopf von Cosimo I. öffnete dem Künstler Cellini anno 1545 die Türen zum Hofe der Medici. Cellini zeichnet ebenfalls für die Sockelreliefs und die Statuetten des in der Loggia dei Lanzi zu besichtigenden Perseus-Standbildes verantwortlich.

Mit ihrer Mehransichtigkeit und der spiralförmigen Drehung nach oben ist die große, anno 1570 von Giovanni Bologna geschaffenen Marmorgruppe "Florenz besiegt Pisa" ein Paradebeispiel der manieristischen figura serpentinata. Bologna schuf auch die bronzene Merkur-Figur.

Vom großen Saal im Erdgeschoss gelangt man nun in den von einem Rundbogengang eingesäumten Hof. In den Jahren von 1502 bis 1782 diente der Platz als Hinrichtungsstätte. Die auf dem Hof zu sehenden Wappen deuten auf die verschiedenen, Podestà genannten Stadtoberhäupter von Florenz hin und die Kanonen stammen noch aus dem 17. Jahrhundert.

Schöne Gestaltung im Inneren des Palastes

Im zweiten Erdgeschoss-Saal des Museo Nazionale del Bargello werden aus der Stilepoche des Trecento stammende Skulpturen präsentiert. Einer der prominentesten Vertreter der so genannten Protorenaissance ist Tino di Camaino.

Über eine große Freitreppe gelangen die Besucher in die Loggia im ersten Obergeschoss. In dieser Bogenhalle ist die von Giovanni Bologna realisierte Marmorskulptur "Allegorie der Architektur" ausgestellt. Im angrenzenden Saal des Consiglio Generale gebührt dem in den Jahren von 1433 bis 1443 geschaffenen Bronze-David von Donatello besondere Beachtung. Mit dieser Figur schuf der Künstler die erste freistehende Aktstatue seit der Antike.

Als weiteres Werk von Donatello fällt der Marmor-David ins Auge. Mit dieser Figur schuf der Künstler erstmals eine Skulptur, die sich durch ihre lockere Haltung von den starren gotischen Traditionen löste. Donatellos Amor-Attis entstand um das Jahr 1440 und stellt eine Gottheit aus der griechischen Mythologie dar. Die Figur ist somit eines der Werke mit einer antik-heidnischen Thematik.

Innenhof des Museo Nazionale del Bargello

Im Großen Saal des Consiglio Generale sind zudem einige schöne Terrakotta-Arbeiten von Luca della Robbia zu sehen, wie beispielsweise die "Madonna delle Rose". Der Bildhauer übertrug erstmals die uralte Technik der Gebrauchskeramik auf die künstlerische Skulptur. Das erste Obergeschoss beherbergt außerdem die kunsthandwerkliche Sammlung mit ägyptischen Elfenbeinarbeiten, persischen Teppichen sowie Kleinkunst und Tafelbildern.

Im zweiten Obergeschoss des Museo Nazionale del Bargello sind Skulpturen aus der Frührenaissance zu sehen. Besonders erwähnenswert ist der im späten 15. Jahrhundert geschaffene Bronze-David des Künstlers Andrea del Verrocchio. Im Gegensatz zu den früheren David-Figuren von Donatello strahlt Verrocchios Variante Selbstbewusstsein und Triumph aus. Die differenzierte Darstellung von Körperteilen und Details weist bereits auf die Tendenz zur realistischen Gestaltung in der Hochrenaissance hin.
Viel Aufmerksamkeit zieht auch die schöne Porträtbüste einer "Dame mit Blumenstrauß" von Verocchio auf sich. Häufig wird vermutet, dass Verocchios Schüler Leonardo da Vinci an der Büste mitgearbeitet haben könnte.