Medici-Kapellen , Florenz

Die Medici-Kapellen sind Teil der Basilika San Lorenzo

Die Capelle Medicee genannten Medici-Kapellen sind ein Teil der Kirche San Lorenzo und über einen separaten Eingang an der Piazza Madonna degli Aldobrandini zu erreichen. Die beiden Medici-Kapellen und die Krypta 78 sind die offiziellen Begräbnisstätten der Großherzöge der Medici und ihrer zahlreichen Familienangehörigen. Die unumstrittene Hauptsehenswürdigkeit der zu San Lorenzo gehörenden Cappelle Medicee ist die Neue Sakristei 76 von Michelangelo.

Der älteste Teil des Komplexes ist die in den Jahren von 1524 bis 1534 gebaute, Sagrestia Nuova genannte Neue Sakristei. Michelangelo lieferte mit der Grabkapelle für die Herzöge der Familie Medici eines seiner Meisterstücke als Baumeister und Bildhauer ab.

Eine besondere Herausforderung für Michelangelo war es, die Konstruktion der Sagrestia Nuova an die bereits von Filippo Brunelleschi erbaute Alte Sakristei anzupassen. Basierend auf dem historischen Grundriss erstrahlt die Neue Sakristei heute im nüchternen Stil der klassischen Renaissancearchitektur. Durch die geschickte Verwendung von Zuspitzungen täuscht die stuckverzierte Kassettendecke das menschliche Auge - Der Raum wirkt viel höher als er tatsächlich ist.

Bildhauerisch herausragend sind die beiden, von Michelangelo realisierten Grabmäler für Guialiano de’ Medici und Lorenzo de’ Medici. In den Wandnischen sitzen über den jeweiligen Sarkophagen beinahe lebensgroße Statuen der Herzöge. Auf den Sarkophagen selbst lagern sinnbildliche Figurenpaare von Sonnenaufgang und Sonnenuntergang (Lorenzo) und Tag und Nacht (Guiliano). Die Skulptur der Nacht ist als weibliche Figur mit einer Mondsichel, einer Eule, einem Mohnbündel und einer Maske mit Traumgesicht dargestellt. Die suggestive Anordnung der Figuren erzeugt eine melancholische Grundstimmung des unabwendbaren Todes.

Von Michelangelo stammt auch die auffällige Figur der Jungfrau mit Kind. Sie bildet den Kopf der Sarkophage von Lorenzo dem Prächtigen und seinem Bruder Guilano, der 1478 während der Pazzi-Verschwörung ums Leben kam. Neben der so genannten Medici-Madonna sind der heilige Cosmas und der heilige Damian zu sehen. Beide Figuren wurden von Raffaello da Montelupo nach den Plänen von Michelangelo angefertigt.

Michelangelo benötigte mehrere Jahrzehnte für die Ausführung der Neuen Sakristei. Als er anno 1534 endgültig nach Rom zog, blieb die Kapelle unvollendet – So kamen beispielsweise die geplanten Nischenstatuen und Flussgötter zu Füßen der Sarkophage nie zur Ausführung. Die wahrscheinlich für die Neue Sakristei bestimmte Skulptur des Kauernden Knaben steht heute übrigens in der Eremitage von St. Petersburg.

Der riesige achteckige Raum beherbergt die Grabmäler von insgesamt sechs Medici-Großherzögen und wird deshalb auch Fürstenkapelle genannt. Die kostbaren Grabstatuetten und wuchtigen Sarkophage sind aus ägyptischem Granit und grünem Jaspis gearbeitet. Auch bei der Innenausgestattung des Raumes wurde an nichts gespart und so schmücken Edelsteine die mit farbigem Marmor verkleideten Wände. Gekrönt wird das Ensemble von einer freskenbemalten Kuppel mit einem Durchmesser von über 28 Metern. Im 18. Jahrhundert galt die prunkvolle Kapelle als Weltwunder.

Sehenswert ist der mit Intarsien verschönerte Marmorfußboden. Die Handwerker verwendeten für diese Einlegearbeiten Materialien wie Achat, Lapislazuli, Perlmutt und Korallen. Detailgetreue Mosaike zeigen zudem die Wappen der 16 toskanischen Städte, die zur Bauzeit der Kapelle zum Großherzogtum der Medici gehörten. Diese Mosaike sind ein wunderbares Beispiel für die Pietra dura genannte Tradition von steinernen Einlegearbeiten in Florenz.

Unter Ferdinando I. begannen anno 1605 die Arbeiten an der auch Cappella dei Principi genannten Fürstenkapelle. Architekt Bernardo Buontalenti realisierte die Kapelle nach einem Entwurf von Don Giovanni de’ Medici. Die barocken Elemente der Kapelle stammen von dem Baumeister Matteo Nigetti und die Vollendung des Bauwerks zog sich mit zahlreichen Unterbrechungen bis in das 19. Jahrhundert.

Bis in das 18. Jahrhundert hinein standen in der Krypta die Särge von weniger berühmten Familienmitgliedern der Medici. Zum Schutz vor Beschädigung lagern die Urnen heute im nicht zugänglichen Untergeschoss. Die im Boden der Krypta eingelassenen Steinplatten markieren jedoch die ursprünglichen Standorte der Schreine. Seit dem Jahr 2005 versuchen Wissenschaftler, die in einem der Särge gefundene unbekannte Leiche zu identifizieren. Es wird vermutet, dass es sich um das illegitime Kind eines Familienmitgliedes handelt.